Der mürrische Partygast

Unerwartete Wendungen

Wie man auf SpongeBob kommt

Ein englisches Sprichwort lautete: „Never judge a book by its cover.“
Man sollte ein Buch also nicht nach seinem Umschlag beurteilen.

Ein griesgrämiger Partygast konnte interessante Facetten zeigen –
wie sich herausstellen sollte.

Während meiner Studienzeit standen Partys selbstverständlich auf der Tagesordnung.

Auf einer saß ein ziemlich einsilbiger Typ,
der düster dreinschaute.
Er hatte eine mittellange, stürmische Frisur,
trug eine Lederjacke mit martialischen Aufnähern,
und seine ganze Erscheinung ließ vermuten,
dass er schon einiges erlebt hatte.

Alles in allem war er eine recht interessante Figur,
und so versuchte bald jemand, mit ihm ins Gespräch zu kommen.

Einige Fragen wurden gestellt:

„Was bist du denn von Beruf?“
„Rrrrmmh … Schlosser.“
„Wo hast du die Ausbildung gemacht?“
„Rrrrmmh … im Knast. In Bruchsal.“

Danach herrschte erst einmal lange Funkstille.
Der Typ saß weiter griesgrämig auf demselben Platz.
Man muss dazu wissen,
dass in Bruchsal in der JVA kaum jemand landet,
der weniger als ein paar Jahre aufgebrummt bekommen hat.

Schließlich wagte ein anderer Gast eine Frage:
„Woher hast du eigentlich die Narbe da?“
„Rrrrmmh … vom Knast. In Bruchsal.“

Langsam traute sich keiner mehr, ihn anzusprechen.
Später dann, ganz vorsichtig, kam wieder eine Stimme:
„Woher hast du das Tattoo?“
„Rrrrmmh … aus’m Knast. In Bruchsal.“

Im Laufe des Abends liefen im Fernsehen einige Folgen von SpongeBob.
Der Gesichtsausdruck unseres einsilbigen Gastes wurde immer heller.
Offenbar kannte er die Serie genau,
denn er kommentierte Szenen,
zitierte Dialoge
und kündigte voller Vorfreude an,
was gleich passieren würde.

Jemand nahm schließlich allen Mut zusammen
und stellte vorsichtig die Frage:

„Woher kennst du denn SpongeBob?“
„Rrrrmmh … aus’m Knast. In Bruchsal!“