Der Motorradausflug
Falscher Gag zur falschen Zeit
Motorradtour mit Folgen – oder: Die Polizei hat keinen Humor, von dem sie wüsste
Mein großes Mundwerk.
Ein flotter Spruch kann manchmal sehr schnell sehr teuer werden.
Ich finde ihn aber immer noch zum Brüllen …
Wie ich die Leute kennengelernt habe, weiß ich nicht mehr. Jedenfalls war ich öfter zu Besuch bei ein paar Bikern, die auf einem Gelände in der Nähe ein Vereinsheim und einige Garagen hatten – ihre Schrauberhöhle, ihr Reich.
Der damalige Präsi hatte mich ins Herz geschlossen. Er meinte mal, ich sei „der Sohn, den er nie hatte“.
Gerade in dieser Zeit hatte ich frisch meine Führerscheinprüfung bestanden – Auto und Motorrad in einem Aufwasch. Zur Feier schenkte mir der Präsi einen Ausflug mit seinem Bike.
Und was für ein Bike!
Ein Traum für Easy-Rider-Fans – mit einer Gabel so lang wie der Rüssel eines Elefanten und einem Wendekreis wie ein mittlerer Flugzeugträger. Gewicht: entsprechend.
Um an den Lenker zu kommen, musste man fast aufstehen. Ich hing im Sattel wie ein Jockey auf Speed. Schaltung und Fußbremse waren so weit vorne, dass ich die Beine grotesk ausstrecken musste – wie ein Käfer auf dem Rücken.
Der „Auspuff“ bestand aus vier sich weit öffnenden Rohren, die direkt neben dem Kopf endeten. Vermutlich wäre es leiser gewesen, wenn man sie ganz weggelassen hätte.
Am Lenker hingen Lederbänder, die mir beim Fahren ständig ins Gesicht peitschten. Danach hatte ich Striemen an den Wangen.
Krönung des Ganzen: ein verchromter Wehrmachtshelm – cool, glänzend, erstaunlich leicht.
Natürlich kam, was kommen musste: eine Polizeikontrolle.
Der Beamte: „Fahren ohne Helm. Macht 30 Mark.“
Ich: „Mit dem Helm ist mein Opa aber bis fast nach Moskau gefahren – ohne Probleme!“
Kurzes Zögern. Dann trocken:
„Zeigen Sie bitte die Papiere nochmal. Der Auspuff … ist der eingetragen?“
Ende vom Lied:
Mängelanzeige, 60 Mark extra, plus Rückbau und Vorführung bei der Polizei.
Nach der Tour durch die Pfälzer Berge konnte ich tagelang die Arme nicht mehr heben. Mein Nacken war steif wie ein Brett, und die Ohren klingelten noch tagelang – als hätte ich eine Nacht im Glockenturm verbracht.
Ich fragte den Präsi später, wie er das eigentlich aushält.
Er grinste nur.
Nach hartnäckigem Nachhaken rückte er raus:
Er fuhr immer mit Integralhelm und Gehörschutz – aber zwei Straßen vor dem Treff kam der Helm in die Satteltasche, Stöpsel raus, Stahlhelm auf, und die letzten Meter stilecht.
Man muss ja Eindruck machen.
Und manchmal reicht das ja auch schon für Ärger.
