Das Tamagotchi
Verkehrtes Geschenk
Das Tamagotchi
Muss man jemandem, der Tamagotchis hasst, unbedingt eines schenken?
Und muss der Beschenkte dann gute Miene zum bösen Spiel machen und so tun, als ob er’s mag?
Naja – man kann auch ehrlich sein …
Es gibt Dinge, wegen denen ich zur reißenden Wildsau werden kann.
Ein rotes Tuch für mich waren in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre die Tamagotchis.
Regelmäßig wurden Unterhaltungen unterbrochen, weil jemand sein virtuelles Küken füttern musste.
Schulen sprachen Bannflüche über die Dinger aus, und in Straßenbahnen herrschte ein Dauergepiepe.
Eine wahre Heimsuchung.
Ich hatte mich wohl nicht deutlich genug ausgedrückt, denn trotz eindringlicher Warnung
erhielt ich eines dieser Quälgeister als Geburtstagsgeschenk.
Als ich die Verpackung öffnete, hüpfte das kleine Biest auf seinem Display fröhlich auf und ab.
Ich marschierte kurzerhand in die Abstellkammer, holte Hammer und Dachpappennägel
und nagelte es an einen Türrahmen – natürlich nicht am Armband, sondern mitten durchs Display.
Wie die gehenkten Piraten am Galgen führte es einen wahren Marshall’s Dance auf
und quiekte herzzerreißend ein letztes Mal.
In bester alter Tradition, als man Piraten in Käfigen mindestens drei Fluten lang hängen ließ,
blieb es „gibbetiert“ für einige Wochen am Türrahmen.
Nur geteert und in einen Käfig gesteckt habe ich es nicht.
Seitdem bekomme ich nur noch Geschenke, bei denen man sicher sein kann,
dass ich sie mögen werde.